T +49 (0) 6172 916-3600
F +49 (0) 6172 916-9000
fag@feri.de
Rathausplatz 8-10
61348
Bad Homburg
Nach einer längeren Pause hat die Fed wie erwartet den Leitzins gesenkt und den Marktteilnehmern zwei weitere Zinsschritte in diesem Jahr in Aussicht gestellt. Die weltweit tonangebende Notenbank setzt damit ihren zuvor pausierten Zinssenkungszyklus fort und schafft ein geldpolitisch freundlicheres Umfeld für Investoren zum Jahresende. Die Chancen auf einen positiven Jahresausklang stehen deshalb sehr gut. Für das kommende Jahr prognostiziert die Fed allerdings deutlich weniger Zinsschritte, als die Marktteilnehmer zuletzt erwartet hatten. Der freundlichen Stimmung an den Börsen tat dies jedoch keinen Abbruch. Denn ab Mai 2026 wird voraussichtlich ein neuer Notenbankchef das Ruder übernehmen. Dieser dürfte taubenhafter agieren als der derzeit noch amtierende Jerome Powell.
Auch von der politischen Krise in Frankreich ließen sich die Marktteilnehmer nicht nachhaltig beeindrucken. Erneut ist in Frankreich ein Regierungschef daran gescheitert, den Kurs des Landes auf einen fiskalpolitisch nachhaltigeren Pfad zu bringen. Mittlerweile steht bereits der fünfte Regierungschef seit 2022 im Amt und das Land entwickelt sich zunehmend zum Sorgenkind der Eurozone. In absoluten Zahlen weist Frankreich die höchste Verschuldung der Währungsunion auf, während ernsthafte Sparmaßnahmen und Reformen politisch wie gesellschaftlich kaum durchsetzbar sind. Im Falle einer echten Schuldenkrise und dem Verlust des Zugangs zum Anleihemarkt wären andere EU-Staaten kaum in der Lage, ein Rettungspaket für Frankreich zu schnüren – die benötigten Summen wären schlicht zu groß. In letzter Konsequenz käme wohl nur eine direkte Intervention der Europäischen Zentralbank in Betracht. Nicht überraschend zählen die Risikoaufschläge für französische Staatsanleihen inzwischen zu den höchsten innerhalb der Eurozone.
Noch deutet allerdings wenig auf eine ausgewachsene Krise in der Eurozone hin. Insgesamt bewegen sich die Risikoprämien auf Staatsanleihen der Euro-Staaten trotz partieller Anstiege nach wie vor auf historisch tiefen Niveaus. Die jüngsten Auktionen französischer sowie anderer europäischer Staatsanleihen verliefen reibungslos. Auch die Aktienmärkte in Europa haben die politischen Turbulenzen bislang gut verkraftet. Setzt Frankreich allerdings keine substanziellen Reformen um, dürfte die Geduld der Märkte früher oder später schwinden und die Investoren das Land über deutlich steigende Aufschläge disziplinieren.
Der Goldpreis gehörte zu den Hauptprofiteuren der jüngsten Ereignisse. Neben der politischen Krise in Frankreich und den damit verbundenen Sorgen um die Stabilität öffentlicher Haushalte in der Eurozone trug auch die Zinssenkung der Fed, die von wiederholten Angriffen auf die Unabhängigkeit der Notenbank begleitet wurde, zu den neuerlichen Avancen beim Goldpreis bei. Mit einer Performance von über 40 Prozent seit Jahresbeginn hat das Edelmetall die globalen Finanzmärkte deutlich übertroffen. Kurzfristig ist Gold überkauft und der Preisanstieg dürfte sich kaum im selben Tempo fortsetzen. Das grundsätzliche Umfeld bleibt allerdings goldfreundlich: Anhaltende Zweifel an der Unabhängigkeit der Fed und damit das erodierende Vertrauen in den US-Dollar, hohe globale Staatsschulden sowie langfristig steigende geopolitische Spannungen sprechen gegen eine grundsätzliche Trendumkehr beim Goldpreis.