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Israel und nun auch die USA haben die Situation erkannt und ausgenutzt: Der Iran ist in einer prekären Lage. Seine Verbündeten in der Region sind enorm geschwächt, die Flugabwehr des Landes existiert de facto nicht mehr und der israelische Geheimdienst hat das Land erfolgreich unterwandert.
Mit dem Eintritt seines Landes in den Konflikt geht Trump nicht nur außen- sondern auch innenpolitisch ein großes Risiko ein. Militärische Interventionen der USA sind unter der isolationistischen MAGA-Bewegung äußerst unbeliebt. Sollte der Krieg mit Iran andauern, neue Eskalationsstufen erreichen und die USA stärker verwickeln, könnte das massiven politischen Schaden für Trump bedeuten. Bleibt eine signifikante Eskalation aus, weil der Iran militärisch zu schwach ist, wäre es ein genialer Schachzug von Trump, der ihm über die Parteigrenzen hinweg viel Anerkennung bringen würde. Er hätte mit einem fokussierten Militärschlag das iranische Atomprogramm mindestens um Jahre zurückgeworfen und damit im Nahen Osten einen wichtigen Unsicherheitsfaktor zunächst ausgeschaltet.
Aktuell scheint Trumps riskantes Kalkül aufzugehen. Die Reaktion des Irans war klar deeskalierend. Das Land startete lediglich einen verhaltenen Angriff auf die US-Militärbasis in Katar. Im Anschluss folgte die Zusage, sich an die vereinbarte Waffenrufe zu halten. Trotzdem ist der Konflikt noch nicht ausgestanden und eine neue Eskalation weiterhin möglich. Folgende Aktionen des Irans wären im Risikoszenario denkbar: umfangreiche Angriffe auf US-Militärbasen in Nahost auch mithilfe der verbliebenen Verbündeten und Proxys sowie Attacken auf Ölanlagen der Nachbarstaaten bis hin zu einer Sperrung der Straße von Hormus – durch die bis zu einem Drittel der weltweiten Rohölmenge transportiert wird. Ob der Iran – nach einer kurzen Konsolidierungsphase – eine weitere Eskalation in Betracht zieht, hängt im Wesentlichen von seinem verbleibenden militärischen Potenzial ab. Dieses scheint sehr begrenzt. Man kann aber nicht wissen, welche Kapazitäten der Iran noch in der Hinterhand hat.
Vor diesem Hintergrund sollten professionelle Investoren im Rahmen ihrer taktischen Asset Allocation – trotz der jüngsten Entspannung an den Märkten – das Portfolio mit Gold und Energierohstoffen gegenüber geopolitischen Risiken absichern.
Auffällig war in den letzten Wochen die relative Schwäche europäischer Aktien im Vergleich zu US-Papieren. Bei genauer Betrachtung ist diese Entwicklung nicht überraschend. Europäische Aktien haben ihre US-amerikanischen Pendants seit Jahresbeginn in Euro gerechnet um in der Spitze mehr als 20 Prozent übertroffen. Der deutsche Leitindex Dax 40 lag in diesem Zeitraum zwischenzeitlich sogar 30 Prozent vor dem S&P 500. Eine derart fulminante Rotation in europäische Aktien hat es in den vergangenen Dekaden nicht gegeben. Daher erscheint es naheliegend, dass es sich um eine Übertreibung handelte, die nun teilweise zurückgenommen wird – schließlich haben sich die fundamentalen Charakteristika des europäischen und US-amerikanischen Marktes nicht entscheidend verändert. In den Vorjahren hatten die US-Börsen eine außergewöhnlich hohe Bewertungsprämie gegenüber ihren europäischen Pendants aufgebaut. Diese wurde 2025 deutlich abgebaut, da die Reputation der USA als verlässlicher Investitionsstandort unter Präsident Trump erheblich gelitten hat.
Nun heißt es „zurück auf Los“. Europäische Unternehmen müssen jetzt fundamental überzeugen und ihre Profitabilität sowie Effizienz steigern. Nur so lässt sich die relative Stärke nachhaltig etablieren. Ob und in welchem Ausmaß ihnen das gelingt, bleibt abzuwarten. Vor diesem Hintergrund empfiehlt es sich, US-amerikanische Titel nicht zu stark unterzugewichten, um die Vorteile einer international diversifizierten Anlagestrategie nicht zu verschenken.